Oldendorfer
Rundschau (Ausgabe 2 von 1988) Frühschoppen-Idee: Mit dem Trecker auf Österreich Urlaub zu fahren Alter Hanomag zog Duo in fünf Tagen bis Tirol Kreis Stade/Himmelpforten. Mit einem alten Trecker von Norddeutschland nach Österreich in Urlaub fahren ? "So'n Quatsch !" sagen Sie, "das gibt's doch garnicht ?" Doch ! Die beiden Himmelpfortener Helmut Hardekopf und Johann Viedts hatten es sich in Frühschoppenlaune vor einem Jahr in den Kopf gesetzt, und in diesem Sommer machten sie es wahr: Ganze fünf Tage brauchten sie mit einem 33 Jahre alten Hanomag für die Strecke bis Längenfeld im Ötztal. Von der Idee bis zum Start war es aber schon ein weiter Weg, berichtet das inzwischen reiseerprobte Duo und ihr technischer "Berater", Altbauer Heinrich von Ahn. Ein ganz bestimmter Trecker sollte es sein, denn nur die Zweitakter-Serie von Hanomag aus den 50er Jahren (ganze zwei Jahre produziert) hat statt des obligatorischen Treckersitzes eine Doppelsitzbank - gerade richtig für eine bequeme Reise zu zweit. Woher aber so ein Traktoren Urstück bekommen, wenn man es nicht hat ? Monat für Monat inserierte Johann Viedts in der grünen landwirtschaftlichen Zeitung, bis endlich -Heiligabend vergangenen Jahres- ein Landwirt aus Salzgitter sich meldete und so ein seltenes und noch dazu langsam verrottendes Stück anbot. Ab Januar stand der "Rostklumpen" bei Helmut Hardekopfs Nachbarn Heinrich von Ahn auf dem Hof in Engelschoff Seemoor. In mühseliger Kleinarbeit machte der Rentner und als ehemaliger Landwirt in Sachen Treckerpflege erfahrene Mann aus dem rostbraunen wieder ein Hanomag-grünes Fahrzeug mit funktionierender Technik und sogar TÜV. Nach letzten technischen Schwierigkeiten stand schließlich der Reise nichts mehr im Weg. Doch ! Da war vorher noch eine riesengroße Feier, während der Zweitakter auf "Uns Heinrich" getauft wurde. Mit einer vom ADAC ausgearbeiteten Fahroute im Gepäck, Zusatzversteuerung wegen der außerlandwirtschaftlichen Nutzung und einem Wohnwagen an der Ackerschiene ging's los. Nach immerhin sechzehn Stunden Fahrt war Einbeck die erste Übernachtungsstation. Von da aus ging es in wesentlich kürzeren Fahretappen Richtung Süden und schließlich über Würzburg, Augsburg und Füssen in Richtung Innsbruck. Außer Hannover - wo gerade wegen des Stadtschützenfestes Gedränge herrschte - nahm das Duo mit seinem ungewöhn- lichen Gefährt alle größeren Orte und Städte auf seiner Durch- reise mit. "Und immer, wenn wir mal tanken mußten, waren wir bald von Schaulustigen umringt", erinnert sich der 41 jährige Bauunternehmer Johann Viedts. "Und auf mancher vierspurigen Stadtstraße waren wir mit von der Partie", ergänzt Helmut Hardekopf, der als gelernter Zimmermann heute im Flugzeug- bau tätig ist. Er schwärmt von dem "Erlebnis Treckerreise": Immer wenn er fahrfreien Tag hatte, habe er stundenlang die mit sehr genau 20 Stundenkilometer vorbeiziehende Landschaft genießen können. Die Strecke kannte er schon von so manscher Öster- reich Urlaubsfahrt mit dem Auto, aber "so viel, wie vom Trecker habe ich vorher nie gesehen !" Schließlich traf ein, was viele Himmelpfortener und auch die beiden Treckerreisenden bei dem alten Stück nicht für möglich gehalten hatten: Ohne Panne rollte "Uns Heinrich" in Längenfeld ein. Pensionswirtin Maria Grüner konnte es garnicht fassen, daß ihr Stammgast aus Norddeutschland diesmal mit dem Trecker vorfuhr. Bald war auch die Lokalzeitung zur Stelle, um über dieses Tirol Ereignis zu berichten. Der Resr ist einfacher erzählt und klingt zeitgemäßer: Die Ehefrauen aus Himmelpforten folgten eine Woche später mit dem Auto, um mit ihren Männern und Familie einen schönen Öster- reich Urlaub zu verleben. "Uns Heinrich" blieb noch etwas länger im Süden und soll in diesen Tagen auf einem Anhänger zurück nach Seemoor geholt werden. Nicht weil er nun endgültig altersschwach geworden ist, sondern aus Zeitgründen. Helmut Hardekopf und Johann Viedts sind sich unterdessen sicher, daß sie irgendwann, wenn Zeit genug da ist wieder auf "Trecker-Tour" gehen werden. Für Altbauer Heinrich hat sich die wochenlange Bastelei übrigens auf besondere Weise ausgezahlt. Er bekam von den Österreich Urlaubern als Geburtstagsüberrachung einen Herzenswunsch erfüllt: ein Freiflug mit einer echten JU 52 über die Stadt Hamburg. Und "Uns Heinrich" ruht sich auf von Ahns Diele bis zur nächsten großen Fahrt aus. Stader Tageblatt (1988) Mit dem Trecker in fünf Tagen bis nach Österreich Ein alter "Hanomag R24" brachte zwei Himmelpfortener heil ans Ziel Himmelpforten Der Österreich Urlaub von Helmut Hardekopf (42) und Johannes Viedts (41) ist in Himmelpforten Dorfgespräch. Nicht das keineswegs ungewöhnliche Urlaubsziel, sonder das Verkehrs- mittel, mit dem sie es erreichten, ist das Besondere: Sie legten die Strecke von Himmelpforten bis Längenfeld im Tiroler Ötztal in fünf Tagen mit einem Hanomag-Trecker Baujahr 1955 zurück. Eben just einer dieser nur zwei Jahre hergestellten Zweitakter mußte es sein, hatte sich das Stammtisch-Duo eines Sonntags bei der ungewöhnlichen Urlaubsplanung überlegt. Denn der Hanomag R24, das wußten sie noch aus Kindertagen, hat eine bequeme Fahrer- Sitzbank für zwei. Nach längerer Suche war ein solch antikes Stück gefunden. Nachbar und Altbauer Heinrich von Ahn machte daraus auf seiner Diele in Engelschoff-Seemoor wieder ein Schmuckstück. Ein Wohnwagen wurde dahintergehängt, ein Fahrad als Not Transportmittel für alle Fälle eingeladen. Und dann startete das Duo mit der auf "Uns Heinrich" getauften Zugmaschine. "Überall sorgte unser Gefährt für Aufsehen !" beschrieben Hardekopf und Viedts ihre Erfahrungen während der fünftägigen geruhsamen Fahrt über Deutschlands und Österreichs Landstraßen. Auch auf mancher vierspurigen Stadtstraße, ob Würzburg, Augsburg oder Füssen waren die außergewöhnlichen Urlaubsreisenden mit von der Partie. Die Zimmerwirtin in Hardekopfs Stamm-Urlaubsort Längenfeld staunte schließlich nicht schlecht, als das Duo aus Norddeutschland mit dem Trecker vorfuhr. Die Rückfahrt mit "Uns Heinrich" haben sich die beiden Himmel- pfortener aus Zeitgründen erspart. Sie fuhren mit den nachgereisten Ehefrauen im Auto zurück. Das Fahrgefühl jdenfalls sei einmalig gewesen. Land und Leute habe man so intensiv wahrgenommen wie sonst allenfalls auf einer Radtour schwärmt Helmut Hardekopf. Der Hanomag wird in den nächsten Tagen auf einem Tieflader in den Kreis Stade zurückkehren. Die beiden Himmelpfortener Handwerker sind sich schon jetzt sicher, daß es nicht ihre letzte Urlaubsfahrt mit dem Trecker war. Zeitungsbericht aus Längenfeld (1988) Längenfeld Die Längenfelder Vermieterin Maria Grüner staunte nicht schlecht, als einer ihrer Gäste heuer mit dem Traktor kam. Gemeinsam mit seinem Freund Johann Viedts fuhr Helmut Hardekopf aus Engelschoff/Stade (Norddeutschland) mehr als 1200 Kilometer bis nach Längenfeld. Mit einem 35 Jahre alten Hanomag Traktor zog er auch noch einen Wohnwagen in sein Feriendomizil. Bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h waren die beiden Männer fünf Tage unterwegs, obwohl sie täglich zwölf Stunden am Traktor saßen. Gattin Ingrid Hardekopf und ihre Tochter Bianca fuhren mit dem Auto nach Längenfeld. Derzeit mache die Gäste aus der BRD Urlaub im Ötztal. Der Traktor soll erst im September zurückgefahren werden. |