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Restaurationsberichte und Fotos von Hanomag Traktoren

Restauration eines Hanomag R16 (Jürgen Mühlenhoff)

Hanomag R16 Mein Hanomag R16

Ich habe schon seit Jahren einen R16 gesucht und auch einige aus Internet und Zeitungsangeboten angesehen. Es war nie der richtige dabei. Entweder waren die Maschinen nicht komplett, viel zu teuer oder nicht selten auch beides. Frostschäden so wie schlecht geschweißte Schäden waren für mich ebenfalls nicht akzeptabel. Ich wollte auch unbedingt einen Traktor im Originalzustand aber nicht einen schlecht oder schnell restaurierten für zu viel Geld, welche man leider oft angeboten bekommt. Es kommt mir dabei nicht allzu sehr auf den guten Zustand der Technik an, denn da muß meistens sowieso alles überholt werden. Es gibt ja häufig wahre „Schmuckstücke“ die allerdings fast mehr Öl fressen als Diesel und aus der Motorentlüftung mehr räuchern als aus dem Auspuff.

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Zustand wie entdeckt (Scheunenfund)

Zum ersten mal entdeckt habe ich dann meinen R 16 im Winter 1998/99. Er stand vor einem Schuppen und machte einen ziemlich traurigen Eindruck. Nach genauem Hinsehen stellte ich fest das er aber komplett war. Weil das original Hanomag Dach und die Scheibe, in gar nicht so schlechtem Zustand  vorhanden waren, wurde mein Interesse wesentlich gesteigert. Ich kümmerte mich dann erst einmal nicht um meine Entdeckung weil ein anderer Traktor in Arbeit war. Nach einiger Zeit kam ich wieder an der Stelle vorbei und der Hanomag war dort nicht mehr zu sehen. Mehr als drei Jahre war er für mich fast vergessen, außer beim Ansehen meiner Traktor Fotos, wo eines vom R 16 dabei ist, welches beim Entdecken entstand. Ich bedauerte es jedes mal, daß ich mich um den Erwerb dieses Traktors nicht bemüht  hatte. Im September 2002 kam ich zufällig wieder an der Stelle vorbei. Der Hanomag stand dort, ca. 50 Meter entfernt, in unverändertem Zustand, allerdings mit einem platten Hinterrad.

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rechte Seite mit falschem Rad und falschen Farben
Der Trecker hatte einen viel zu großen 9-36er und einen fast platten 7-36er Reifen zum Transport bekommen. Der 9-36er Reifen auf der 8-36er Felge paßt nur soeben unter die Kotflügel weil er zu Hälfte abgefahren ist. Vorne waren  4,5-16 und 5,5-16 aufgezogen.

Man hatte also noch nichts wesentlich verändert, außer wie ich später erfahren habe, wurde beim Luft aufpumpen einen Schlauch samt Reifen zum Platzen gebracht. Jetzt versuchte ich den Besitzer zu ermitteln, wohl auch aus dem Grund, weil ich das Foto so oft angesehen hatte. Wie aus Zufall entdeckte ich einige Tage später in einem regionalen Anzeigenblatt die Annonce: Hanomag R 16 zu verkaufen. Die Vorwahl der Telefonnummer war von dem selben Ort und ich rief sofort an. Der Besitzer sagte mir dann auch das es in dem Ort nur zwei R16 gegeben haben soll und es sich um den selben Hanomag handelte, den ich schon vor Jahren entdeckt hatte. Am Telefon einigten wir uns bereits über den Preis und 3 Tage später habe ich den Traktor dann bezahlt. Aus Zeitmangel verschob sich das Abholen noch um einige Tage, und am 04.10.02 habe ich ihn dann mit großer Freude mit einem Auto Transport - Anhänger abgeholt.

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Abholung

Der Golf Country zog den Hanomag ohne Probleme und die Anhängelast war auch OK??

Zu hause angekommen versuchte ich den Motor mit einer neuen Batterie zu starten. Außer einigen schwachen Rauchwolken tat sich aber nichts. Das Öl hatte ich zuvor kontrolliert. Es viel mir auf, daß ca. ein Drittel zu viel im Motor war, aber die sonst übliche Emulsion aus Öl und Wasser konnte ich seltsamer Weise nicht erkennen. Nach einigen Tagen wußte ich warum, ein mir bekannter Traktor Fan erzählte mir, daß er bereits kurz vor mir den R 16 kaufen wollte und eine Batterie komplett leer georgelt hatte. Er hatte auf den Kauf verzichtet, weil der Motor nicht lief. Es viel mir dann auf, daß die Einspritzpumpe ständig aus dem Überlauf tropfte. Die Dieselzufuhr wurde dann erst einmal abgestellt, das Dach und der Überrollbügel abgebaut und der Hanomag im eigenen Schuppen eingelagert.

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Zwischenlagerung

Weil man den Trecker wegen Luftmangel nicht mehr transportieren konnte wurden als nächstes zwei gebrauchte Reifen und zwei gut erhaltene Felgen besorgt. Leider waren die zum Trecker gegebenen Speichenfelgen sehr stark durchgerostet und nicht mehr zu gebrauchen.

Die Reparatur des Motors wurde im July 2003 begonnen. Die Ursache war schnell gefunden, die Kompression des ersten Zylinders war sehr schlecht, die des zweiten auch nicht unbedingt zufriedenstellend. Nach Abbau des Zylinderkopfes war sofort der Fehler zu sehen, das Auslassventil war mehr oder weniger weg gerostet. Typisch für Auspuff nach oben, ohne abgedeckten Auspuff, also ein Regenwasserschaden.

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Zylinderkopf auf der Werkbank.

Als der Kopf sowieso schon abgebaut war, wurde die Ölwanne entfernt und die Pleule gelöst um die Kolben mit Pleuel nach oben heraus zu schieben. Von 5 Kolbenringen saßen bei beiden Kolben mindestens jeweils 2 Ringe fest.
Mit einem guten Kriechöl, etwas Geduld und vorsichtiger Arbeitsweise konnte ich die Ringe lösen, die Nuten reinigen und da alle Teile, weil sie noch sehr gut aussahen, dann wieder zusammenbauen. Ein neues Ventil wurde von einer Fachwerkstatt eingebaut und der Kopf mit neuer Kopfdichtung wieder montiert. Weil die Wasserpumpe leckte wurde auch sie demontiert, neu abgedichtet und mit sämtlichen neuen Dichtungen alles wieder montiert.

Die Kühlermaske, Seitenteile und Haube wurden im Winter nebenbei entrostet und neu gestrichen. Weil ich den Traktor nicht unbedingt total restaurieren wollte habe ich mich auf Reparaturen der Blechteile begrenzt und dann die Kotflügel noch entrosten und ebenfalls gestrichen.

Besonderheiten dieses 1951 gebauten Traktors:

Die Drehzahlregelung erfolgt mit einer Drosselklappe welche sich im Ansaugkanal zwischen Luftfilter und Einlaßkanal befindet.

Die Feststellbremse ist nur ein kleiner Hebel der die Fußbremspedale, nach dem herunter treten unten hält. Wie man diesen Hebel richtig bedient ist mir noch nicht so recht klar. Diese einfache aber etwas gefährliche Art wurde dann später bei allen Fahrzeugen verboten.

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Original Prospektseite

Besonderheiten von Hanomag, nicht nur bei R 16:
Die Kühlermaske ist bei den ersten Baujahren in sechs Feldern „geschachtelt“ aufgeteilt. Später hatte die Maske dann nur noch senkrechte Streifen.
Die Farbe war bei den ersten Traktoren ca. zwei Jahre lang eher grün als blau. Später wurden sie dann fast alle in blau ausgeliefert. Das blau gab es auch in zwei Versionen. Viele Leute meinen allerdings es hätte nur blaue Hanomag gegeben. Für den Export wurden sie sogar rot lackiert und hatten auch andere Bezeichnungen. Alle Farben  sind nicht in RAL Tönen zu bekommen.
Die Speichenfelgen waren in Deutschland Serie. Für das Ausland waren Scheibenfelgen Standart, in Deutschland nur auf Wunsch.

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(c) 2005 Vorglüh-IG Engelschoff