Restauration
eines Hanomag R324 S |
Restauration
eines Hanomag R324 S Im September des Jahres 1999 sagte ein Traktorenfreund zu mir: "du suchst doch immer nach Hanomag Traktoren und wenn du ein Bier rausrückst, erfährst du mehr". Das Bier hat übrigens sehr gut geschmeckt. :-) Wir beide fuhren schliesslich zu dem Standort des Traktors und ich nahm diesen erstmals in Augenschein. Es handelte sich hierbei um einen Hanomag R324 S, mit Original Hanomag Blechdach (auch Fahrerdach genannt) und Frontlader. Da der Traktor auf mich einen "guten" Eindruck machte, rief ich einen Tag später bei dem Besitzer an und vereinbarte einen Besichtigungstermin. Der Besitzer wußte eigentlich noch gar nicht, daß er den Traktor Verkaufen wollte. Ich mußte ihn erst davon überzeugen. Der Traktor steht bestimmt schon über ein Jahr tatenlos herum, versicherte mir der Besitzer. Zuletzt haben wir nur noch Mist mit dem Hanomag aufgeladen, ansonsten hat dieser bei uns nie viel Arbeiten müssen. Die Batterie mit dem der Traktor gestartet werden sollte, war schon sehr schwach. Ich erkannte dies auch daran, daß der Glühüberwacher nur so eben anfing "rot" zu werden. Nach einer Vorglühzeit von ungefähr 20 Sekunden der Startversuch. Der Motor drehte kaum durch und doch sprang dieser plötzlich an und lief sofort ruhig und rund. Jetzt wollte ich den Trecker unbedingt Probefahren, wobei mir nicht entgangen ist, daß der Besitzer sein Gesicht leicht verzog. Was hatte das zu bedeuten ? Ich wollte es Herausfinden ! Der Trecker ließ sich hervorragend fahren. Keine verdächtigen Geräusche und es funktionierte auch fast alles. (wie immer war die Elektrik mau). Beim "schnellen" Durchschalten der Gänge passierte es dann: Der Schalthebel saß buchstäblich fest und ließ sich nicht mehr Bewegen. Ich konnte machen was ich wollte, der 3. Gang saß drin und dachte überhaupt nicht daran, in den Leerlauf zu wechseln. Der Besitzer bemerkte dies und kam schnell auf mich zugeeilt. Du mußt hier ein bißchen ziehen, wackeln, drücken, fluchen.............. u.s.w, u.s.w. Anscheinend kannte der Besitzer das Problem und hatte es vorher immer nach "seiner" Methode beheben können. Diesmal klappte es jedoch nicht, der Gang saß nach wie vor fest. Tja, daß war's wohl sagte ich. Das Getriebe ist wohl hin und Reperaturen bei den alten Dingern lohnen sowieso nicht. Ich habe den Hanomag jetzt "madig" gemacht, wie ich nur konnte, bis der Besitzer mir einen Preis genannt hat, wo ein Nein von mir hätte bestraft werden müssen. Schnell hatte ich einen Tieflader organisiert und seit dem 20.09.1999 steht der Hanomag bei mir ziemlich unbeachtet in der Gegend rum. Ich hatte bis jetzt keine Zeit den Hanomag zu Restaurieren, aber was man hat, hat man ;-) Am 19.05.2001 ging es endlich los. Der Traktor wurde erst einmal gründlich gereinigt und in die noch unfertige Werkstatt gefahren. Als erstes habe ich den Schalthebel demontiert, um zu sehen warum der 3. Gang festsitzt. Nach dem Abheben des Schalthebels konnte ich die Schaltklaue sehr leicht in Leerlaufstellung bringen. Aufgefallen ist mir dann, daß der Schalthebel unten total Verschlissen war. Auf der Unterseite muß eine Art Halbkugel gewesen sein, von der nur noch Überreste zu erkennen waren. Ich habe diese Halbkugel mit Hilfe eines Schweißgerätes und Feilen wieder nachgearbeitet. Die ersten Schaltversuche waren vielversprechend. (abwarten). Die Seitenbleche sind total morsch. Das Abdeckblech vor dem Schaltknüppel ist an den Kanten nur noch "Papierdünn". Hier muß noch viel Arbeit reingesteckt werden. Zylinderkopfdichtung und Ölwannendichtung sind undicht. Der Auspuff-Schalldämpfer ist vermodert. Auf beiden Seiten sind die hinteren Kotflügel (im Bereich der Blinker) durch. Diesel und Hydraulik-Leitungen lecken. Die Kotflügel sind im Bereich der Lampen und Dachhalter durchgegammelt. Die Holme der Innenkotflügel sind ebenfalls "durch". Alle anderen wichtigen Dinge habe ich ebenfalls überprüft ! Der Motor springt super an (mit neuer Batterie) und läuft gut. Kupplung und Getriebe sind einwandfrei. Die Hydraulikanlage funktioniert gut. Das Lenkgetriebe ist nicht ausgeschlagen ! (Frontladerbetrieb war wohl selten). Mehr fällt mir im Moment nicht ein. Die anderen Sachen sind die üblichen, mit denen jeder Schlepperschrauber zu Kämpfen hat :-) 28.07.2001 Es war alles viel schlimmer wie ich dachte. Die hinteren Kotflügel waren bis zum Überrollbügel weggegammelt. Hier wurde auf beiden Seiten ein neues Blech eingebraten. Auch die Innenseiten der Kotflügel sahen nicht viel besser aus. Die Holme, die an den Innenseiten sitzen, konnte man nur noch erahnen. Einmal etwas forscher mit dem Hammer gegen das Blech geschlagen und wieder hat sich ein neues Abenteuer freigebröselt :-( . Auch die Blechverkleidung vorn verlangte nach einigen neuen Blechen. Insbesondere unter dem Fenterrahmen war alles morsch. Als "Obenherum" alle morschen Bleche ausgetauscht waren, begann die Arbeit "Untenherum". Alle 3 Holme im Innenkotflügel haben meinen Hammertest nicht standgehalten. (und das bei beiden Seiten). Ich habe die alten Holme komplett entfernt, neue angefertigt und angeschweißt. Den Kabelschutz aus Blech (für die Beleuchtung hinten) habe ich komplett entfernt, weil auf beiden Seiten nur noch die Hälfte vom Kabelschutz zu finden war. Nachdem ich den Trecker von seiner alten Farbe und Rost befreit hatte, wurde dieser ersteinmal komplett grundiert. Während des Abschleifens der alten Farbe bestätigte sich die Meinung eines Landmaschinen- Händlers, der zu mir sagte: "Die Farbe der alten Hanomag Traktoren konnte man vergessen. Die wurden schnell rostig." Ich habe festgestellt, daß die Farbe an einigen Stellen sehr dünn war. Auch die rote Grundlackierung (die ja alle Hanomag Schlepper erhalten haben) war an einigen Stellen so dünn, daß es keine großen Kraftanstrengung bedurfte, um diese zu entfernen. An anderen Stellen wiederrum war die rote Farbe so dick aufgetragen, daß man schon richtig Arbeiten mußte um diese zu entfernen. Auf jeden Fall kann ich aber auch sagen, das die Farben bei einem Deutz wesentlich dicker aufgetragen wurden. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. 11.10.2001 Der R324 S ist zu 98% fertig! Lackiert habe ich den Schlepper bereits im Juli. Ich wollte unbedingt noch die warme und trockene Luft ausnutzen, damit die Farbe einigermaßen trocknen kann. Die letzten Wochen habe ich damit verbracht, Kleinteile zu säubern, entrosten und zu lackieren. Große Probleme hatte ich während dieser Zeit keine. Die schlimmste Arbeit ist für mich das Entrosten. Schweißen und lackieren macht mir zumindestens etwas Spaß, aber entrosten :-( Irgendwann letzte Woche war es soweit. Der Motor sollte einen Probelauf machen. Dieselfilter, Düsen, Schläuche und sämtliche Dichtungen waren bereits erneuert. Also: Dieselsystem entlüftet, ordentlich Vorglühen und... nichts ! Der Motor drehte zwar willig durch, räucherte etwas, aber das war es auch schon. Nach einigen Startversuchen war ich mir sicher, daß der Motor nicht vorgeglüht wurde. Der Glühüberwacher im Amaturenbrett glühte auch um einiges "heller" als ich es gewohnt war. Bei der Überprüfung der Glühkerzen stellte sich heraus, daß zwei (von drei) Glühkerzen defekt waren. Nach dem Austausch der der defekten Glühkerzen und der Überprüfung der Vorglühanlage wurde wieder ein Startversuch unternommen. Der Motor sprang an und lief ruhig und sauber. Ich wollte den Motor im Stand einfach mal für ca. eine Stunde laufen lassen. Nach ca. 20 Min. passierte es dann. Der Motor ruckelte einige Male, bis dieser schliesslich abstarb. Ich hatte sofort das Dieselsystem in Verdacht und begab mich daran, daß System erneut zu entlüften. Und richtig! Der Dieselfilter hatte sehr viel Luft. Nach dem Entlüften habe ich den Motor erneut gestartet, um diesen wieder einige Zeit laufen zu lassen. Und wieder passierte es ! Der Motor starb nach ca. 20 Min. Laufzeit ab. Ich habe mich sofort daran gemacht, daß Dieselsystem zu entlüften und richtig, im Dieselfilter war wieder sehr viel Luft. Aber wo kommt die Luft her? Alle Anschlüsse sind sauber und trocken. Ein Dieselverlust an den Leitungen konnte ich nicht feststellen. Ich habe aber trotzdem noch einmal alle Dichtungen ausgewechselt und wirklich nur neue Kupferringe verwendet. Wieder entlüftet, wieder gestartet. Ich habe vorsichtshalber den Tankdeckel abgenommen (man weiß ja nie) und habe den Kraftstoffvorfilter (befindet sich ja unter dem Tank) beobachtet mit der Vermutung, daß die Einspritzpumpe irgendwann nicht mehr genügend Kraftstoff bekommt. NEIN nicht schon wieder! Nach knapp 20 Min. ging der Motor wieder aus. Ich war mit meinem Latein am Ende. Wo soll ich jetzt noch suchen? Meine Schwiegermutter kennt zum Glück sehr viele Leute unter anderen auch einen Rentner der lange Jahre beim Bosch-Dienst gearbeitet hat und mit Dieselmotoren per Du ist. Zum Glück erklärte sich diese "Fachkraft" bereit, mir bei meinem Problem zu helfen. Ich schilderte diesem Mann so ausführlich wie ich nur konnte mein Problem und das, was ich bereits unternommen habe. Meine Schilderung hat gereicht, damit sich der Mann ein Bild von der Lage machen konnte und auch auf Anhieb wußte, wo der Hund begraben war. Na, habt auch ihr eine Vermutung? Der Dieselfilter hat eine Rücklaufleitung zum Tank. In dieser Leitung sitzt ein Überdruckventil das eigentlich nur dann aufmacht, wenn der Motor längere Zeit im Stand (langsam) läuft. Hin und wieder wird einfach der zu hohe Druck abgebaut, indem dieses Ventil öffnet und somit den Weg zum Tank freimacht. Dieses Ventil jedenfalls war verdreckt und konnte nicht mehr schliessen. Nach der Säuberung und Überprüfung wurde das Ventil wieder eingebaut. Das war's! Der Schlepper läuft und zwar länger als 20 Min. :-) Ich habe heute eine erste Probefahrt (ca. 15 Km) mit dem Hanomag unternommen. Alles war OK und Spaß hat die Fahrt ohnehin gemacht. Schade nur, daß wir hier so ein "Sauwetter" haben und es den ganzen Tag geregnet hat. Dementsprechent sieht jetzt auch der Hanomag aus (total verdreckt). Ich würde mich freuen, wenn ihr mir mal eure Erfahrungen schreiben würdet. Es grüßt euch Stefan |