Köpfli |
Donnerstag, 25. März 2004 Bericht: Unsere Köpfli Traktoren Anlässlich einer Schlepperveranstaltung im Bodenseeraum 1991 sahen wir zum erstenmal einen Schlepper der Fa. Köpfli aus der Schweiz. Als Antriebsaggregat war ein Perkins P 6 Motor mit 6 Zylindern und 65 PS eingebaut. Der Besitzer erlaubte meinem Sohn und mir eine ausgedehnte Probefahrt. Wir waren von der Laufruhe sowie der Höchst- geschwindigkeit überrascht und unser Entschluss stand fest, so einer muss her. Zwischenzeitlich hatten wir in Erfahrung gebracht, dass nur ca. 550 Köpfli Traktoren gebaut wurden. Mit Hilfe eines Freundes und eines Landesproduktehändlers aus der Schweiz kamen wir an unseren ersten Köpfli Traktor des Typs JK mit 6 Zylindern, allerdings mit 2,8 Ltr. Opel Motor. Wir wollten aber unbedingt einen 6 Zylinder Diesel. Die Suche ging weiter und wir lernten einen Landwirt aus dem Raum Winterthur kennen. Dieser verhalf uns dann zu unserem ersten Köpfli Trumpf mit 4 Zylinder Perkins Diesel Motor 4.270. Die Maschine hatte einen Kabelbrand und war von der Versicherung abgelöst worden. Der Besitzer wusste nicht daß die Köpfli Traktoren zwischenzeitlich begehrte Handelsobjekte waren, schnell waren wir uns handelseinig und so kamen wir recht günstig zu der Maschine. Weiter ging die Suche. Durch Zufall wurden wir mit Vater und Sohn Amweg aus Amerswill bei Lenzburg bekannt. Diese Firma hatte seinerzeit beim Konkurs der Fa. Köpfli alle Technischen Unterlagen übernommen und lange Jahre die Traktoren unter der Bezeichnung Amweg - Köpfli mit neuem Design weitergebaut. Der Senior Amweg ist ein lebendes Lexikon was Köpfli Traktoren betrifft. Amweg Junior besorgte uns nun unseren heiß begehrten Köpfli Trumpf Traktor mit 6 Zylinder Perkins P6 Dieselmotor. Derzeit wird der Traktor von Grund auf restauriert, so dass er wieder einem neuwertigen Zustand entspricht. Zu guterletzt fanden wir in der Schweiz nochmals einen Köpfli Trumpf Traktor. Allerdings mit einen 6 Zylinder 3,6 Ltr. Chevrolet Benzin Motor. Ein bescheidenes Genie - die Geschichte über den Bau der Köpfli Traktoren Josef Köpfli wurde 1910 in Hohenrain in der Nähe von Luzern geboren, 1928 begann er in Willisau eine Lehre bei einem Fahrradmechaniker. Sein Lehrmeister baute noch hydraulische Wagenheber und Fettpressen. Er geriet dabei in finanzielle Engpässe, das Lehrverhältnis musste dadurch bereits nach einem Jahr beendet werden. Weil sein Bruder von Beruf Huf- und Wagenschmied war und eine eigene Werkstatt führte, ging Josef Köpfli dann zu ihm. Bereits 1932/33 konstruierte Köpfli einen Motormäher mit Zentralantrieb. Dieser wurde auf dem elterlichen Betrieb dann erprobt. Diese Maschine wurde leider bei einem Scheunenbrand vollständig zerstört. In der Traktorenfabrik Hürlimann in Will erhielt Köpfli dann 1936 eine neue Anstellung. Jetzt waren zwei Erfinder beieinander. Köpfli half mit bei der Entwicklung der Hürlimann- Traktoren. Im nachhinein ist nicht mehr feststellbar, was von Köpfli bzw. was von Hürlimann entwickelt wurde. 1946 verließ Köpfli die Fa. Hürlimann und begann mit der Entwicklung eines eigenen Traktors. Anlässlich der Olma (Schweizer Landwirtschaftsausstellung) im Oktober 1949, die in St. Gallen stattfand, stelle Josef Köpfli seinen Traktor erstmals der breiten Öffentlichkeit vor. Dieses Modell wurde als Köpfli Trumpf bezeichnet und wies zahlreiche Neuerungen vor wie z.B. die bereits patentierte Zahnradlenkung. Bei dieser Bauweise kann das kurveninnere Vorderrad ca. 90° eingeschlagen werden. Ohne zu verklemmen lässt sich die Lenkung wieder zurücksetzen. Bei dieser Lenkeinrichtung dreht sich bei vollem Lenkeinschlag das kurveninnere Hinterrad rückwärts. Da die Lenkung keine Spurstange und sonstige Hebel und Bolzen benötigt unterliegt sie fast keinem Spiel. Eine Neuerung im Traktorenbau war das eigene 5 Gang- Getriebe mit Schieberradschaltung und Schnellgang. Geschwindigkeiten, die seither bei Traktoren nicht üblich waren, konnten damit erreicht werden. Ein ständig im Eingriff stehendes Räderpaar auf Hauptwelle und Vorgelege ermöglichten ein Zuschalten von Zwischengängen mittels einer Klauenkupplung und eines Hebels am Lenkrad. Die Zwischengänge können unter Last vorgewählt werden. Durch kurzes " Gaswegnehmen" springt die Schaltmuffe mittels Feder in die vorgewählte Position. Das Getriebe ist sofort und ohne Unterbrechung wieder kraftschlüssig. Dank dieser Einrichtung ergaben sich 10 Vor- und Rückwärtsgeschwindigkeiten. Köpfli Traktoren liefen besonders geräuscharm. Um dies zu erreichen erfand der geniale Konstrukteur Köpfli eine einfache Lösung für die Untersetzung zwischen Getriebe und Hinterachse. Er baute ein überdimensioniertes Tellerrad (430mm Durchm.) in die Hinterachse ein. Damit sich das Tellerrad unter großer Belastung nicht vom Kegelrad wegdrücken konnte, wurde zum Einhalten des Zahnflankenspiels ein nachstellbares Messingdruckstück zur Aufnahme des Axialdruckes eingebaut. Auf der linken Seite, zwischen Getriebe und Hinterachse war eine eigene Mehrkolben- Hydraulikpumpe angebaut. Diese bezog ihre Kraft direkt vom Vorgelege. Teilweise war die Pumpe über Zahnräder angetrieben oder sie besaß sogar eine eigene Nockenwelle im Getriebekasten. Der Hydraulikzylinder war doppelwirkend ausgelegt so daß mit den Hubarmen auch gedrückt werden konnte. Der Öldruck sowie die Fördermenge der Ölpumpe war so stark ausgelegt, daß mit der vorhandenen Hochdruckölkupplung auch Kippanhänger betrieben werden konnten. Ebenfalls wurde das auf Wunsch angebaute Mähwerk hydraulisch ausgehoben. Einige wenige Maschinen wurden mit einem hydraulischen Federspeicher ausgeliefert. Mit dieser Einrichtung konnte bei einer Motorpanne der Pflug bzw. das Mähwerk noch ausgehoben werden. Mein Köpfli Trumpf mit 6 Zyl. 3,6 Liter Chevrolet Motor, Fahrgestell Nr. 131 hat diese Einrichtung. Diese Eigenschaften waren verkaufsfördernd und hinterließen beim Publikum großen Eindruck. In Weesen konnte Köpfli eine Werkstatt mieten, in der er die ersten Traktoren montierte und zur Auslieferung brachte. Die Motoren kaufte er stets von der Stange, wobei die ersten Traktoren mit 6 Zylinder Chevrolet Benzinmotoren ausgerüstet waren. Später kamen dann 3, 4, und 6 Zylinder Perkins Motoren zum Einsatz. Bei den Traktoren mit 6 Zylinder Motoren wurde die Laufruhe und Beweglichkeit besonders geschätzt. Ein Urteil von damals: "War zu fahren wie ein Automobil". Die Kühlergitter glichen denen eines BMW Personenwagens. Ein Teil der Traktoren wurde bereits mit der heute üblichen Seitenschaltung gebaut. Im Jahre 1954 baute Köpfli einen Traktor den man mit einer Rückwärtsfahreinrichtung ausrüsten konnte. Das Lenkrad ließ sich umstecken und der Sitz um 180° drehen. Gedacht war diese Ausführung um im Rückwärtsgang mit angebautem Heckmähwerk zu mähen oder mit dem Hecklader leichter arbeiten zu können. 1964 kam dann das Ende der Fa. Köpfli. Als in den 60er Jahren immer mehr Allrad Traktoren verlangt wurden, entwarf Josef Köpfli für einige Traktorfirmen ( Ford, IHC, Ferguson) eine angetriebene Vorderachse. Ford Traktoren rüstete er mit einer 1000er Zapfwelle aus und ergänzte viele andere Traktoren mit Zwischengetriebe die sich unter Last schalten ließen. Josef Köpfli hatte eine ganz besondere Fähigkeit und Begabung, vorhandene Getriebe mit neuen Wellen auszustatten und zu ergänzen. Mit seinem Getriebebau wurde Köpfli europaweit bekannt. Josef Köpfli war ein unermüdlicher Denker und Schaffer. Er war nur zufrieden, wenn auch seine Kundschaft zufrieden war. Heute dürften noch ca. 120 - 150 Köpfli Schlepper existieren. Der Großteil ist mit dem robusten und langlebigen Perkins 3 und 4 Zylinder Motor ausgestattet. Davon dürften noch 50% in landwirtschaftlichem Einsatz sein. Mit Perkins P6 Motoren wurden nur ca. 50 Traktoren gebaut. Von diesen sind nur noch ca. 10 vorhanden. Dies resultiert aus der schlechten Ersatzteilversorgung seitens der Fa. Perkins In Sammlerkreisen ist der Köpfli Trumpf mit 6 Zylinder 3,6 Ltr. Chevrolet Benzinmotor sehr gesucht. In Deutschland laufen soweit mir bekannt 5-6 Maschinen dieser Type. Insgesamt dürften sich bei Deutschen Sammlern ca. 15 Köpfli Traktoren befinden. Für die mir überlassenen Daten und Unterlagen bedanke ich mich beim Traktorenbau Buchvertrieb GmbH CH 9246 Niederbühren und bei der Fa. Amweg Amriswill. Köpfli Typ JK, mit 6 Zylinder 2,8 Ltr.Opel Benzinmotor, 8 Gänge jeweils unter Last halbierbar, 45 PS, Bauj 56, Getriebe- und Drehzalabhängie Zapfwelle, Zahnradlenkung mit ca. 90° Einschlag, Rückwärtsfahreinrichtung durch umstecken des Lenkrades und der Sitzschüssel, 1350Kg. Köpfli Typ Trumpf, mit 3,9Ltr. 6 Zylinder Chevrolet Benzin- Petroleummotor, 45PS, Bauj. 52, 5 Gänge, 4 Gänge unter Last halbierbar,5 Gang Schnellgang, 4 Mähwerksdrehzahlen, Zahnradlenkung (Radius 2,8m, hinteres Rad läuft beim 90°Einschlag rückwärts)hydraulischer Federspeicher-Pflug oder Mähwerk kann bei defektem Motor noch 1-2 mal angehoben werden, ausziebare Vorderachse, getriebe- und drehzahlabhängige Zapfwelle, Gewicht 1850Kg, Fahrgestell Nr. 131 Köpfli Trumpf mit 4 Zylinder Perkins Motor, Type 4.270 45 PS, Bauj. 53, 5 Gänge, 4 Gänge unter Last halbierbar, 5. Gang Schnellgang, 4 Mähwerksdrehzahlen, Zahnradlenkung (Radius 2,8m), 90° Einschlag,getriebe- und drehzalabhängige Zapfwelle, Gewicht 1530kg. Köpfli Trumpf mit 6 Zylinder Perkins Motor, Type P6 65 PS, Bauj. 52, 5 Gänge, 4 Gänge unter Last halbierbar, 5. Gang Schnellgang, 4 Mähwerksdrehzahlen, Zahnradlenkung (Radius 2,8m), 90° Einschlag,getriebe- und drehzalabhängige Zapfwelle, Gewicht 1780 kg. Von diesem Typ wurden nur ca. 50 Stück gebaut |